Grüner Bahnexperte Matthias Gastel in Oberndorf

Matthias Gastel (vorne links) ist der Bahnexperte der Grünen. In Oberndorf machte er nicht die größte Hoffnung darauf, dass die Gäubahn auch in Zukunft direkt zum Hauptbahnhof fahren wird. Foto: Moni Marcel
Matthias Gastel (vorne links) ist der Bahnexperte der Grünen. In Oberndorf machte er nicht die größte Hoffnung darauf, dass die Gäubahn auch in Zukunft direkt zum Hauptbahnhof fahren wird. Foto: Moni Marcel

„Das ist völlig verfahren“ / Grüne mit eigener Resolution

Matthias Gastel ist der Bahnexperte der Grünen im Bundestag. Am Montag kam er nach Oberndorf, und natürlich stand beim Gespräch die Gäubahn und die Forderung der Anrainer, weiter direkt und ohne umzusteigen zum Hauptbahnhof fahren zu können, im Mittelpunkt. Dafür wäre Matthias Gastel gern mit der Bahn nach Oberndorf gekommen, doch stattdessen musste er den Schienenersatzverkehr nehmen. Immerhin: Der Bus kam pünktlich, so dass noch Zeit für einen kurzen Besuch in der ehemaligen Augustiner-Klosterkirche mit ihrer wechselhaften Geschichte – unter anderem wurden hier sogar mal Waffen produziert – blieb.


Im anschließenden Gespräch wies Gastel auf den erstaunlich großen politischen Konsens hin, die Gäubahn zweigleisig auszubauen. Das wollten alle, dennoch sei jahrzehntelang nichts passiert. Nach acht Jahren in der Opposition und zwei in der Regierung sei es den Grünen nun immerhin gelungen, zusätzliche 27 Milliarden Euro für Bahnprojekte zur Verfügung zu stellen. Die neue Infrastrukturgesellschaft sei zwar kein großer Wurf, aber immerhin mal einer. Genehmigungsverfahren wurden vereinfacht, der Bund darf nun auch beispielsweise die Bahninfrastruktur sanieren, was bisher nur die DB durfte. Dennoch gehe es bei der Gäubahn nicht voran, „bis jetzt waren immer andere Projekte vorrangig“. Gastel wies auch auf die Planung eines Tunnels zwischen Neckarhausen und Sulz, das eingleisig gebaut werden solle, „so ersetzt man einen langen Engpass mit einem neuen, kurzen Engpass.“

Die Finanzierung des Pfaffensteigtunnels, über den die Gäubahn an den Flughafen angebunden werden soll, sei nicht gesichert, es erstaune aber, dass die Vorplanung in Rekordgeschwindigkeit von nur sieben Monaten gemacht wurde. Normalerweise dauere so etwas ein bis zwei Jahre. Die Kappung der Gäubahn vom Hauptbahnhof sei nun zwar verschoben, der Kopfbahnhof werde wegen der Verzögerungen beim Bau von S21 länger bleiben, die Krux jedoch, stellte der Bahnexperte klar, liege im Konstrukt. Denn das Land, die Stadt und die Region Stuttgart, die Bahn und der Flughafenbetreiber als gemeinsame Erbauer von Stuttgart 21 hätten so grundsätzlich unterschiedliche Interessen, dass man sich auf eine Änderung, beispielsweise einen unterirdischen Ergänzungsbahnhof oder den Erhalt eines Teils der oberirdischen Gleise nicht einigen könne. Ob nun, da man mehr Zeit habe, ein Umdenken stattfinde, bezweifelte Matthias Gastel. „Das ist völlig verfahren.“

Gastel stellte auch klar, dass eine Erweiterung des Tiefbahnhofs wegen der umstehenden Gebäude unmöglich sei. Ebenso unmöglich sei aber ein nur teilweiser Rückbau der oberirdischen Gleisanlagen, „das geht schon wegen dem Bahnhofsdach nicht.“ Und natürlich bringe die Digitalisierung Vorteile, „aber keine neuen Gleise.“ Und wenn die Züge im 30-Sekunden-Takt fahren könnten, nütze das wenig, denn so schnell könnten ja die Fahrgäste nicht umsteigen.

In der anschließenden Diskussion ging Michael Leibrecht vom Bündnis Pro Gäubahn auf den letzten Brief der Gäubahn-Oberbürgermeister hin: „Die haben nichts verstanden!“, so seine Kritik. Was Matthias Gastel unterstrich: „Die finden ja S 21 heute noch toll.“ Sonja Rajsp-Lauer verwies auf die Rottweiler Erklärung, die auch von den Rottweiler Grünen unterschrieben wurde, und auf eine eigene Resolution, die ebenfalls die Forderung unterstreicht, dass der Süden des Landes auch zukünftig direkt zum Hauptbahnhof fahren will. „Wir werden sie allen Kreisverbänden vom Bodensee bis nach Stuttgart geben und hoffen, dass sie auch unterzeichnen. Wir können die Interessen der Hauptstadt ja nachvollziehen. Aber man muss auch sehen, wie wichtig die direkte Anbindung an den Hauptbahnhof für 1,4 Millionen Menschen südlich von Stuttgart ist“, so die grüne Sprecherin.

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