Das 1,5 Grad-Ziel ist noch erreichbar: Dr. Zoe Mayer über die Energiewende

Die grüne Bundestagsabgeordnete Dr. Zoe Mayer referierte in Schramberg zur Energiewende. Foto: Moni Marcel
Die grüne Bundestagsabgeordnete Dr. Zoe Mayer referierte in Schramberg zur Energiewende. Foto: Moni Marcel

„Wir Grünen hätten gerne mehr“

Dr. Zoe Mayer ist als Wirtschaftsingenieurin Fachfrau für die Energiewende. Am Dienstagabend referierte die grüne Bundestagsabgeordnete im Stammhaus in Schramberg.

Sie stellte klar, dass die Kriege in der Ukraine und Gaza zwar die Klimakrise in den Hintergrund gerückt haben, andererseits gerade im Blick auf Russland mehr als deutlich wurde, was es heißt, von fossilen Energien abhängig zu sein. Das 1,5 Grad-Ziel könnte man noch erreichen, betonte die Grüne, in Deutschland seien allerdings der Verkehr und der Gebäudesektor die Sorgenkinder. Autofreie Wochenenden, wie sie FDP-Verkehrsminister Wissing vorschlug, seien allerdings „Quatschforderungen“, so Mayer, die auch erklärte, welche Kompromisse die Grünen in der Ampelkoalition eingehen müssen, um etwas zu erreichen. Zu letzterem gehört das Solarpaket, „wir Grünen hätten immer gerne mehr, aber wir haben keine Mehrheit!“

Zoe Mayer ging zudem auf die EEG-Umlage ein, auf den Stromrechnungen ausgewiesen, „die Kosten für Kohle- und Atomstrom wurden aus Steuergeldern bezahlt!“, aber immerhin: Je mehr Strom aus erneuerbaren Energien kommt, desto günstiger wird er. Das früh geleakte Gebäudeenergiegesetz GEG, das den Grünen so viel Ärger einbrachte, sei damals nur in einem kleinen Teil durchgestochen worden, nach dem Motto: „Der Habeck kommt und reißt Euch Eure Heizung aus dem Keller!“ Dabei habe es noch nie so viel Geld für eine neue Heizung gegeben wie jetzt, und das sozial gestaffelt. „Unter dem GEG wird niemand zusammenbrechen:“ Den Forderungen nach neuen Atomkraftwerken setzte Zoe Mayer entgegen: „Sie finden heute keinen mehr, der eines betreiben wollte.“ Die Vorgängerregierung sei zwar aus vielem aus- aber nicht in neue Technologien eingestiegen, mit allen Folgen für die jetzige Regierung.

Dass die CDU jetzt das Aus vom Verbrenner-Aus fordere, würde von der Industrie nicht mitgetragen. „Sie brauchen Planungssicherheit!“ E-Fuels seien viel zu teuer, 60 Prozent der Energie gingen dabei verloren, stellte Mayer klar, da sei es viel günstiger, den Strom direkt auf der Straße zu nutzen. Nur im Schiffs- oder Flugverkehr könnten diese oder auch Wasserstoff sinnvoll sein. Wichtig sei es, in die Stromnetze zu investieren, die Speichertechnologie sei noch nicht ausgereift genug, um wirtschaftlich genutzt werden zu können. Zoe Mayer sprach sich auch für Bürokratieabbau aus, allerdings sei hier der Föderalismus ein großer Hemmschuh, die Abstimmungen zwischen den Bundesländern sehr schwierig. Ein Investor habe ihr kürzlich erzählt, dass er für drei geplante Windräder 70 Leitzordner voller Unterlagen habe. In der anschließenden Diskussion wurde klar, dass es noch ärger geht: In Italien wünscht man sich Zustände wie in Deutschland, dort ist die Bürokratie so undurchschaubar, dass nicht einmal Juristen durchblicken.

Artikel kommentieren

Artikel kommentieren

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Weiteres entnehmen Sie bitte der Datenschutzerklärung.